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GM Der Maler 1941 ÖlaLw [Ausschnitt] (c)J.M.Calleen

G e o r g - M e i s t e r m a n n - G e s e l l s c h a f t

Kritisches Forum für Kunst, Kultur und Fragen der Zeit e.V.

Georg Meistermann

Jubilierende Formen, Farben und Lichtklänge
Kleine Einführung in Leben und Werk von Georg Meistermann

Die führende Bedeutung von Georg Meistermann (1911-1990) in der internationalen Kunstgeschichte der Glasmalerei ist unumstritten. Hinsichtlich der Kunst des 20. Jahr-hunderts gilt er weltweit als herausragender Glasmaler. Für die Zeit nach 1945 hat er wie kein anderer die Entwicklungen und Leistungen der Glaskunst geprägt. In den USA spricht man vom „german-Meistermann-style“ und in Frankreich nennt man ihn schlicht den „maître de cologne“.

Jedoch nicht nur in der gläsernen Kunst, sondern ebenso in der Malerei, Zeichnung und Druckgraphik hat sich Meistermann einen großen Namen gemacht. Ihm und seinem Schaffen ist es mit zu verdanken, dass Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wieder Anschluss an die internationale Kunstentwicklung gefunden hat.

Dazu kommen seine Verdienste als langjähriger Künstlerbundpräsident und seine viel beachteten wie gefürchteten, wirkungsmächtigen Diskussionsbeiträge als Intellektueller, Kritiker und Streiter in Sachen Kunst, Kultur, Kirche, Menschen-Bild, Gesellschaft und Politik.

Noch „vor Joseph Beuys und Klaus Staeck“ zählt der 1911 in Solingen geborene und seit 1949 in Köln lebende Künstler, so der führende deutsche Kunstkritiker Eduard Beaucamp von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, „zum raren Potential an Widerspruchsgeist, streitbaren, ja zornigen Moralismus in der deutschen Nachkriegskunst“. Kultur-Staatsminister Julian Nida-Rümelin würdigte anlässlich der Wittlicher Meistermann-Gedächtnisausstellung 2001 den Künstler mit den Worten: „ ... wird uns Meistermann im Gedächtnis bleiben. Ihm und seinem Werk weiß sich die Bundesrepublik Deutschland zu Dank verpflichtet.“

GM beim Schreiben 1990 - (c) J.M.Calleen

Georg Meistermann, 1990
(Foto: J.M.Calleen)

1986 Rosa Mystica Mönchgladb Münster St-Vitus Krypta Glasbild  [Ausschn.]

Georg Meistermann
Rosa Mystica, Glasbild, 1986
Mönchengladbach, St-Vitus
(© VG-Bild Bonn/J.M.Calleen)

„Das Leben des Menschen ist eingehüllt in Farbe.“ So lautet die zentrale künstlerische und kunstphilosophische Erkenntnis von Meistermann. Dieser Grundsatz war gleichzeitig sein künstlerisches Programm. Die Farben mischt sich der Mensch selbst; das Licht hingegen kommt von Gott. Erst das Licht bringt die Farben zum Leben. Das Leuchten der Farben gebiert sich aus dem dialogischen Kräfte-Zusammenspiel von Gott und Mensch.

Meistermanns Kunst ist ohne seine tief religiöse, christliche Identität nicht zu verstehen. In all seiner Sinnlichkeit und Leidenschaft war er ein überzeugter rheinländischer Katholik. Das heißt: gegen jede dogmatische Ideologie und für eine schöpferische Lebensfreude, die von Phantasie, Liebe und Spiritualität durchdrungen war. Sein heiß beseelter Glaube an Gott ließ ihn angesichts der Realitäten und der Praxis der Amts-Kirche oft verzweifeln. Mit ebenso hoch temperiertem, heftigen Zorn stellte er unmissverständlich klar: „Ich mache Propaganda für den christlichen Glauben, ich mache ganz sicher keine Propaganda für die Kirche“.

Neben seinen freien ölmalerischen und graphischen Werken für den profanen Bereich arbeitete der gläubige Katholik Meistermann mit großer Leidenschaft als künstlerisch moderner Bildtheologe für den sakralen Raum. Mit jubilierenden Farben und kühnen Entwürfen wollte er die Gnade Gottes preisen – stets auf der Suche nach formsprachlichen Lösungen zu Verherrlichung des Schöpfers.

So schuf er in seinen Werken eine „mystisch-beseelte Bilderwelt“, in denen konturierende Lienen, lichte Farben und abstrakte Formen zu Bekenntnisformeln einer göttlichen Heilsgewissheit und einer unerschütterlichen Glaubenssicherheit wurden.

Das zentrale Motiv in der Kunst von Meistermann ist das Raum und Zeit überwindende Schweben der Farbe und Bild-Figur, das regenbogenhaft angelegte Spektrum des Kolorits und der energetische Strich der kraftfeldartigen Liniengebilde. Malerisch dynamische und linear konstruktive Elemente durchdringen einander und stehen in einer subtil austarierten Balance.

Dabei werden sowohl gegenständliche als auch ungegenständliche Bildmotive verwendet. Je nach Themenstellung dominieren historische, literarische Figuren oder abstrakte, chiffrenhafte Gewebeformationen das im ständigen Fluss befindliche bildnerische Geschehen. Gerade die zuletzt genannten Erscheinungsformen versuchen den gerahmten, umschlossenen Bildraum imaginär mit unter anderem mäander- oder strahlengleichen Bewegungsimpulsen ins Unendliche zu überwinden, zu öffnen und zu übersteigen.

Die Imagination des Nicht-Darstellbaren, das Geheimnis des Unaussprechlichen und eine vage verspürbare Transzendenz verschmelzen in seinen Werken mit jubilierenden Formen, Farben und Lichtklängen zeichenhaft miteinander. Die Fenster Meistermanns werden nicht nur durch ein fernes Licht illuminiert, sondern sie wirken auch umgekehrt wie ein „Fern-Seher“, der unsere Sinne mit neuen „Licht-Blicken“ in eine unbekannte weite Ferne lenken will.

Für rund 250 Orte in Deutschland und Europa schuf er über 1000 dieser „Licht-Bilder“ aus Glas. Seine gläsernen „Farb-, Formen- und Linienspiele“ zieren – sowohl in traditionell ikonographischer als auch in abstrahierender Formensprache – mehr als 70 Kirchen und sind dabei Appell, Zeugnis und Postulat zugleich, den Blick von den wechselnden „horizontalen Variabeln“ auf die „vertikalen, göttlichen Konstanten“ zu lenken.

Gnadenstromfenster [verkl.]

Georg Meistermann Gnadenstromfenster, 1969
Städt. Galerie für Moderne Kunst Wittlich   (Foto: Helmut Thewalt)

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Georg Meistermann: Zweiter Apokalyptischer Reiter, Der Krieg 1954, Städtische Galerie für Moderne Kunst Wittlich
(Foto: Helmut Thewalt)

Über mehr als 40 Meistermann’sche Glasfenster (unter anderem in der Pfarrkirche Sankt Markus und im Alten Rathaus, dort den Fensterzyklus der Vier Apokalyptischen Reiter) verfügt die kleine Eifel-Mosel-Kreisstadt Wittlich. Sie beheimatete auch von 1994 bis 2010 das „Georg-Meistermann-Museum“ mit einem kleinen, repräsentativen Meistermann-Nachlass. Außerdem verfügt sie über eine „Georg-Meistermann-Grundschule“ und alle zwei Jahre verleiht die Stiftung Stadt Wittlich einen „Georg-Meistermann-Preis“.

Nach über drei Jahren heftiger öffentlicher Auseinandersetzungen mit der Stadt Wittlich, im Zusammenhang mit der städtischen Jubiläumsausstellung zu Ehren und Würdigung des NS-Künstlers und NSDAP-Parteimitglieds Hanns Scherl (1910-2001), entzog im April 2010 die Meistermann-Familie der Stadt Wittlich nach 16 Jahren Nutzung das Namensrecht für das Georg-Meistermannn-Museum.

Die für Wittlich geschaffenen „Apokalyptischen Reiter“ (1954) erinnern in ihrer Motivik an das Grauen des Krieges. In bewusster Auseinandersetzung mit der NS-Zeit schuf damit Meistermann ein Mahnmal gegen jeden fanatischen, politischen Macht-Missbrauch. Unermüdlich forderte er eine verantwortungsbewusste, demokratische und das Individuum stärkende Haltung von Politik und Gesellschaft.

Meistermann selbst war in der Zeit des Nationalsozialismus als „entarteter Künstler“ verfemt. Die Erfahrung der eigenen Unterdrückung während dieser Zeit (unter anderem verordneter Studienabbruch, Ausstellungsbehinderungen, Zerstörung zahlreicher früher Bilder) haben ihn ein Leben lang geprägt. Sie veranlassten ihn, politische Prozesse im Nachkriegsdeutschland mit höchster, kritischer Aufmerksamkeit zu verfolgen und Demokratiedefizite und gesellschaftspolitische Fehlentwicklungen in scharfer Form zu benennen.

WV 72 Die Witwe in memoriam Stalingrad 1943 ÖLaLw 95 x 72 cm - [verkl.]

Auf gesellschaftspolitischer Ebene forderte er die Kunstschaffenden und Verantwortlichen in Staat, Kirche und Gesellschaft unnachgiebig auf, ihren Beitrag für eine humanere Zivilisation zu leisten. Vor dem Hintergrund der Folgen um die Auseinandersetzungen mit der Scherl-Ausstellung lassen sich die vier Apokalyptischen Reiter im ehemaligen Wittlicher Meistermann-Museum auch als ein aktuelles Meistermann’sches Menetekel zur zeitgenössischen Problematik im Umgang mit der NS-Vergangenheit deuten.

Georg Meistermann
Die Witwe in memoriam Stalingrad Ölbild, 1943
(© VB-Bild Bonn/J.M.Calleen)

Efeublatt Glasbild 1982 127x110 - [verkleinert]

Georg Meistermann
Efeublatt, Glasbild, 1982
(
© VG-Bild Bonn/J.M.Calleen)

Georg Meistermann über die Kunst:

„... Kunst kommt nicht von können, sondern von künden.“
„... Jeder Mensch hat eine Botschaft zu verkünden. Meine Botschaft ist: Der Mensch ist angelegt auf das Heil.“
„... Was soll ich denn mit dem Motto: ‚Ich muss meditieren‘? Ich meditiere über die Fülle. Das ist `ne andere Sache.“
„... Unterschied zur Malerei. Wenn ich ein Bild beginne, dann reagiere ich nicht, ich agiere. Wenn ich aber ein Fenster anfange, habe ich bereits eine Reaktion: ich entgegne den sich mir stellenden Fragen.“
„... Die Farbe ist eine in sich vollendete Sprache. Sie ist durch keine andere zu ersetzen.“
„... Kunst ist eine Bewegung des Geistes, und die Malerei hat Mittel, diese Bewegung zu fassen.“
„... Worin dieses Wesen der Kunst seinen Grund hat, wird uns immer ein Geheimnis bleiben.“
 

(Zu Zitaten von Georg Meistermann: Vgl. ausführlicher die umfangreiche Zitatesammlung in: Justinus Maria Calleen: „Der feurige Reden-Maler“, Ausstellungskatalog: „Das Leben des Menschen ist eingehüllt in Farbe. Georg Meistermann zum hundersten Geburtstag“, hg. v. Justinus Maria Calleen und Rolf Jessewitsch, Solingen 2011: 152-167)

© Dr. Justinus Maria Calleen
 

 

 

Georg Meistermann - Die Witwe in memoriam Stalingrad 1943 [Ausschn]

Video
zu Georg Meistermann und seinem Bild “Die Witwe in memoriam Stalingrad” (1943)
(
©
Mediathek www.katholisch.de)
 

 

 

>>

Das Altarbild von Georg Meistermann in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin

 

 

 

 

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